Mittwoch, 26. September 2007

Response to Yaacov Lozowick

Lieber Yaacov Lozowick,

es ist mir eine große Ehre das mein Name schon wieder in Deinem blog erscheint. Es fällt mir jedoch äußerst schwer zwischen unseren Personen irgendeinen nachhaltigen Dissenz zu erkennen. Ein blog, ein im Fall des "shual" doch eigentlich für jeden ersichtlich strategisch ausgefeiltes persönliches Projekt zur Darstellung eines Konfliktszenarios, ein Projekt in dem ausschließlich versucht wird über den eingefleischten rhetorischen Stil des Verfassers aus den gängigen Motiven auszubrechen kann und soll [neben dem obligatorischen Verbreiten von Informationen] eben nicht diesen gängigen Motiven den Gefallen tun ihren "cognitive processses" entsprechend einer Seite im Konflikt "connect"ivierbares präsentieren. Und Deine "Designatoren" sind doch von einer klaren Eindeutigkeit. Dabei ist unsere Basis absolut kompatibel und es steht doch hier an diesem Ort jedem frei zu einem Gedanken eine Ablehnung, oder Zustimmung zu signalisieren [falls sie gewissen Qualitätsansprüchen genügt].

Warum? [Aus einem Brief an einen Israeli] "Wir haben bald einen spannenden amerikanischen Wahlkampf vor uns und bei denen verlasse ich gerne meine Heimat um dort etwas tätig zu werden. Viele interessante Aspekte sind dabei zu beachten, wie das es anders als früher eine gewachsene arabischstämmige Internetgemeinde gibt, die bereits heftig diskutiert warum man denn nun demokratisch wählen solle oder nicht. Und wie üblich wird der Nahe Osten eine zentrale Kampfstelle in den Dikussionen werden. Das letzte Mal, ich erinnere mich mit Schaudern gab es auf Demokratenseite eine deartige Antisemitenschwemme, das die [größeren weblogs + Zeitungen] heute noch mit dem Aufkommen zu kämpfen haben und der hohe heutige Infektionsgrad des Internets mit Antisemitismus ist zum Großteil diesem Wahlkampf geschuldet, da überall alles ging wenn man nur die richtige Eintrittskarte vorlegte [Anti-Bush oder eben Pro-Bush]. Heute hat sich das eher auf das Thema Islam verlagert, ein paranoider backlash jagt derzeit den anderen. Die Tendenz ist daher in der sehr überschaubaren Gemeinschaft der Leute, die an der Sache interessiert sind und an der fruchtbaren Diskussion sich ruhige Nischen zu schaffen. Die Vergangenheit wird da wieder zur Zukunft: Das Polit-Forum als ruhiges "Raucherzimmer", während draußen die ziemlich verrückte Welt miteinander rumtollt wie im Kindergarten. Wird ne Weile dauern bis die verarbeitet haben das der Bush nicht mehr Präsident ist."

Nun, mein Bester ich denke das Problem das sie mit Cole und mir beschrieben haben ist nicht unser Problem. Nicht wir sind die Unverständlichen, die Schamlosen, die Respektosen. Nicht wir müssen uns rechtfertigen. Die Schulbuchgeschichte... das war mir noch nicht mal einen bösen Kommentar wert [Juan Coles Kommentar ist so albern gehalten das er klar ausdrückt das ihm beim Lesen des Artikels darüber die Galle mächtig hoch ging und er ein Ventil gesucht hat]. Verstehen Sie? Sie müssen den Leute, die versuchen sich durch Themenbozengenheit und Qualität an sich selbst zu beweisen auch die Freiräume in ihren Freiräumen in der virtuellen Welt lassen. Ich nenne zum Beispiel die in der Westbank operierenden IDF-Truppen "Marodeure". Und das ist doch albern, bar jeder politischen oder militärischen Grundlage und es ist so albern das es jeder erkennen kann. Es ist der Freiraum den ich brauche und den ich mir nehme um nicht in den Strudel des Konflikts und in den Hang der Menschen die einfachste Lösung zu suchen zu kommen. Hier, auf diesem Platz, in diesem privaten Freiraum, in diesem privaten Moment werde ich dazu keine Kompromisse eingehen, die ich an einem anderen Ort eingehen muß um dem politischen mainstream Begriffe zu präsentieren die er nachvollziehen kann.

"Dialogue is important - even, perhaps, crucial to the avoidance of violence. This assumption, however, makes sense only if there is enough common ground between the discussants for them to be able to relate to one another. In reality, this common ground hardly even exists - or more accurately: it often doesn't exist - between people much closer to one another than Ahmmadinejad and his Western audience." Wer hat gesagt das ich hier diskutieren möchte? Wer sagt ihnen, wie ich anderswo diskutiere? In den letzten 6 Jahren habe ich an unzähligen Orten etwa 50 000 Beiträge vefaßt und zig Briefe geschrieben. Freundschaften geschlossen, Übereinstimmung über Parteigrenzen, über Ländergrenzen, Kulturgrenzen erzielt mit denen die dazu bereit waren. [Ich habe auch mehrere Hundert Antisemiten-Skalpe eingesammelt. Das sage ich weil wir Krieg haben. Das sollten wir nicht vergessen: Jeder Dialog ist nur von Nutzen wenn er wenigstens halbwegs in die Richtung Frieden geht. Und wenn die Gesellschaften dazu heute, oder in 20 Jahren nicht dazu bereit sind wird weiterhin so manches gesagt und getan was in Friedenszeiten anders gesagt und getan worden wäre.]

Ich kann Ihre Diagnose keinesfalls teilen und schon gar nicht teilen, da sie sich auf Dinge stützt die nicht gegeben sind. Sie müssen sich jedoch dabei selbst behelfen. Ich würde da die Flinte nicht so schnell ins Korn werfen. Und "Diese Schmocks! Schon wieder ein Beitrag von mir zensiert" ist ein geflügeltes Wort gerade unter jüdischen Internetaktivisten. Und leider werden sie im Internet zu 98% nur paranoide Müllhalden finden, die unter dem Banner der politischen Diskussion firmieren auf denen sich die jeweiligen Paranoiker gegenseitig zerfleischen.

Abschließend: "mind of a conspiracy theorist" - Mit Verlaub: Quatsch. Es wurden ausschließlich Aussagen aus Sicherheitskreisen verwendet und diese ergeben in meiner vorgetragenen Deklinierung des Falls das erwähnte Ergebnis. Keine Lügen. Keine Fantasien. Keine idiotischen antisemitischen "Mossad ist schuld"-Anwandlungen. Das Ergebnis stelle ich jedoch selbst unter Vorbehalt und sie können Gift drauf nehmen das ich schon mitbekomme zu welcher Strafe alle Beteiligten verurteilt werden. Damit beuge ich mich dem Richterspruch der israelischen Militärgerichtsbarkeit. Der politische Zusammenhang wurde ausführlich in einem Vorbeitrag erläutert. Dort wird erst Recht nicht spekuliert, sondern die verschiednen Ansichten zum Thema Nablus dargelegt, die wiederum im Fallbeispiel überprüft werden. Akademischer gehts eigentlich gar nicht [aber eben, siehe oben, auf meiner Webseite, mit meiner Sprache und meiner Vorgehensweise. Und da ich hier in erster Linie unter mir bin ist auch nur wichtig, ob ich mit mir zufrieden bin].

Solche Dinge unternehme ich gerne. Und mit solchen unbedachten Qualifizierungen wie "mind of a conspiracy theorist" könnte ich dieses Forum vollstopfen. Einer meiner besten Fälle zum Beispiel ist der Fall eines 13-jährigen palästinensischen Mädchens, das vor Rafah von israelischen Soldaten auf dem Schulweg erschossen wurde. Ich erlaubte mir zur Erbauung meiner Mitleser in einer etwa 2-Wochen andauernden "Fall-Schlacht" die ... israelischen Soldaten zu verteidigen, was mir äußerst interessante Bewertungen ["ekelhafter Ultra-Zionist" - "schlimmer als Shaul Mofaz", etc.] einbrachte. Aber wissen Sie was? Ich habe den Fall gewonnen.

Herzlichst, Shual

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