Die Situation an der Grenze Gaza-Israel eskaliert zusehends. Während einer Salve von 7 Qassam-Raketen wird ein Privathaus in Sderot getroffen. Die Familie übersteht den Angriff da sie während des Treffern in einem Schutzraum saß. Zudem wird von einem Getöteten auf palästinensischer Seite berichtet. Da die IDF eine Beteiligung verneint noch unklar. Zum Gesamtthema ein übersichtlicher Kommentar von Giora Rom: One of the less agreeable legacies of the Second Lebanon War is what appears to be acceptance by the public - and worse than that, by the leadership - of considering civilian locales legitimate targets in a war. ... Am heutigen Tage wurde als 31stes Todesopfer des Clusterbomben-Abwurfs der IDF ein Mininräumer notiert.
In der jordanischen Zeitung ad-Dustur wird erneut lanciert das Mahmoud Abbas nach Ablauf seiner jetzigen Amtszeit nicht mehr als Präsident kandidieren wird. Ein vorgesehener Nachfolger, Abu Maher Ghneim habe abgelehnt. Desweiteren geht die Zeitung auf die politischen Verwerfungen innerhalb der PLO zwischen dem Lager von Mahmoud Abbas und Farouk Qadoumi [ehemaliger Aussenminister, Exilant/Tunesien] ein. Daniel Levy hat uns bereits im July ohne nähere Informationen [schließlich haben wir einen eigenen Kopf] auf eine Konfrontation aufmerksam gemacht. An der politischen Oberfläche geht es um die Nominierung von Abbad-treuen wie Nabil "Bananenschalensurfer" Amr, oder Azzam al-Ahmad die auch einen gewissen jugendlichen pro-Amerikanismus vertreten. Zudem spekuliert die Zeitung das Salam Fayyad "trough US-doors" als ein von Abbas möglicherweise protegierter Kandidat und von dem Amerikanern bevorzugter für das Präsidialamt nominiert werden soll, was dem amerika-unfreundlichen Qadoumi den Eindruck vermittelt übergangen worden zu sein. [Einen kleinen Überblick über die traditionellen Punkte der traditionellen Feindschaft zwischen Abbas und Qadoumi findet man hier. Die Liste ist fast endlos erweiterbar. So versuchte sich Farouk Qadoumi im August 2005 gegen Dahlan im Gazastreifen durch die Gründung einer eigentständigen Miliz unter Suleiman al-Farra nach dem Abzug der Israelis in Stellung zu bringen. Dies wurde durch Gegenaktionen von Dahlan wie der Verhaftung von al-Farra verhindert.] Im Grundsatz geht der Streit um die Frage der Behandlung der Auslandspalästinenser. Wie auch DFLP-Gründer Hawathmeh zweifelt Qadoumi die Legitimität des Präsidenten an, weil dieser nicht von den Palästinensern insgesamt gewählt worden sei. Die Abwesenheit von der Westbank wird dabei als "Widerstand um von aussen freier gegen Israel Widerstand organisieren zu können" verstanden. Dabei organisieren sich die verschiedensten palästinensichen Fraktionen sowohl in arabischen Ländern als auch in Europa/Amerika am Grundsatz des Rückkehrrechts. Notiert werden muß dabei der augenscheinliche Erfolg der Hamas bei der Rekrutierung von Auslandspalästinensern. Eine Gegenbewegung für Europa wurde im May 2007 von Qadoumi anläßlich einer Veranstaltungsreihe in Barcelona kreiert. Zentrales Problem ist dabei die Zwei-Staatenlösung, die ein bedingtes Rückkehrrecht für Westbank/Gaza beinhaltet und auf ein Rückkehrrecht der Palästinenser ins Kern-Israel verzichtet. Ein logisches Dilemma für Qadoumi, der als Person politisch zwar unwichtig erscheint, der aber symbolisch auf dieses Problem hinweist. Insofern sind Bestrebungen gegen Fatah-Fraktionen unter Abbas [und Aufreger wie der Ausspruch von Jibril Rajoub "The "birth certificate" of the Palestinian state will come out of Washington, DC and Tel Aviv, and not in Arab capitals."] eine politisch-faktische Lösung mit starker Anbindung an die USA zu erzielen zwar in Bezug auf die isolierte Situation im Machtkampf mit der Hamas strategisch machterhaltend. Durchaus könnte jedoch durch eine zu starke Anlehnung an US-Vorgaben neben einem geteilten Palästina in Hamastan und Fatahstan eine äußerst verworrene Situation für die Auslandspalästinenser entstehen: Migrationsdruck in den europäischen/amerikanischen Staaten und jahrzehntelanges Ausgeschlossensein in den arabischen Nachbarländern. Letztlich ist denkbar das durch das auklammern der Exilanten in der Zukunft neue Organisationen entstehen, die mutmaßliche Beschlüsse der Abbas-Olmert-Verhandlungen zur Grenzziehung und Rückkehrrecht negieren [wie die Hamas die Oslo-Beschlüsse] und somit Raum für neue gewaltsame Konflikte nach der Zeit von Olmert-Abbas übrig bleibt. Insofern war die gestrige Idee von Michael Williams [UN special-envoy] von einer palästinensischen Volksbefragung als wichtigem Baustein der jetzigen Verhandlungen eine wichtige Komponente, die nicht vergessen werden darf.
Zum Abschluß: Maan-Interview mit Baruch Marzel. [Interessantes Bild... Ob das Micro kosher ist in das er spricht?]
Donnerstag, 23. August 2007
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