Nun, ich bin ja schon eine Weile dabei, aber so etwas ist mir auch noch nicht untergekommen: Eine [partielle] Einigung rivalisierender libanesischer Kräfte, angehende israelisch-syrische Friedensverhandlungen, eine mögliche Waffenruhe zwischen Gaza und Negev? Diese Tendenzen sind in erster Linie einer natürlichen Bewegung geschuldet, der Gegenbewegung gegen die iransiche Einflußnahme. Die Historie lehrt das LICs [low intensive conflicts] gerne abwartend bis positiv auf größere Konflikte reagieren. Man nehme den Kurdenkonflikt als Beispiel, man nehme das disengagement als Beispiel, man nehme die Intifada II als Beispiel. Die amerikanische Landnahme im Irak sorgte nicht für ein Zusammenbrechen der Raumordnung, sondern für ein überbordendes Machtpotential dessen Auswirkung zwar sektiererische Anwandlungen aller Orten verstärkte, aber die betroffenen Länder in klassische Politikfelder zurück fallen ließ. Interne Querelen und eine allgemeine Mißgunst führen letztlich dazu mit dem Feind lieber zu verhandeln als mit dem "Freund" Krieg zu führen. Verdeutlichen wir es uns mit dem Fattah-Hamas-Konflikt. Nach dem versuchten Putsch durch Dahlan in der Hamas-Zone Gazstreifen wurde latent versucht den Eindruck zu erzeugen das die Fattah die Hamas wieder verjagen könne. Demonstrationen und sektiererische Ausbrüche wurden als Startsignal gesehen. Versandet ist dies nicht wegen der irrealen Auffassung dieser Möglichkeit in westlichen Kreisen [Geld gegen iranische Unterstützung], oder gar einer Allianz mit den Israelis, sondern ausschließlich aus dem Impuls heraus im Deckmantel des kommenden Krieges gegen den Iran lieber die Regionalmacht zu behalten als sie langfristig zu verlieren. Ein Kunststück von Kriegen bei denen hinter jedem neuen Dorf eine neue Macht das sagen hat und die Staaten eher substanzlos agieren, weil sie letzlich jeden Krieg verlieren. Schwedenkönige, oder marodierende Franzosen im 30-jährigen Krieg können ein Lied davon singen. Das sich islamistische Verbände wie Hamas und Hezbollah ihrer Schlüsselfigur in dieser Geschichte bewußt sind darf bezweifelt werden. Trotzdem gehören sie als Faktoren eingebettet in jegliche Verhandlung und jedes strategisches Denken. Die Rückkehr zu der islamistischen Grundidee einer Überzeugung durch Lebenswandel und nicht durch Brutalität und Waffen kann man nicht von Figuren erwarten, die ihre Söhne reiehenweise in den bewaffneten Kampf schicken. Trotzdem soll dies der Schritt werden ihnen die Menschlichkeit zurück zu geben, die ihnen die amerikanische Lügenliga genommen hat. Diese Rückkehr zu einem Kriegsprinzip, das es egal ist ob einer nun evangelisch sei oder katholisch, alawitisch oder shiitisch, das die Hauptsache sei das er sich an das ausgemachte hält befällt den Nahen Osten eben sehr spät. Die Frage ob dies ein konvulsischer Ausbruch der vorhandenen Gewaltvision aller Beteiligter ist, oder ein Zufallsprodukt launischer Gegebenheiten mag dahin gestellt sein. Geschichte wird immer nach vorne geschrieben und wir werden es sehen.
Trotzdem kann das Fazit nur lauten: Ein großer Tag für den Nahen Osten. Es ist zu hoffen das es mehrere davon in naher Zukunft gibt.
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Mittwoch, 21. Mai 2008
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