Mittwoch, 26. Dezember 2007

On Holocaust Hoaxes

Note: I have to write this text in german and I don't know if I have the time to translate it.

Gestern Abend stellte der israelische blogger Lirun eine Frage ins Netz. Die Frage selbst ist wenig interessant, da Lirun auf den ersten Blick hätte erkennen müssen das die mail ein hoax ist. Und genau das ist interessant.

Wissen Israelis eigentlich wie Länder wie Deutschland mit dem Thema Shoa umgehen? Oder sind sie etwa tatsächlich nur Opfer sporadischer Hoax-Attacken? Nun, die israelischen Medien berichten ausschließlich von akuten Fällen von Neonazi-Befall in deutschen Städten. Darauf hin ergießt sich in den comment-Bereich ein stupider Fluß von Gedankenmüll sogenannter pro-israelischer Aktivisten die nur ein Ziel haben: Das Verklären der Situation in eine "der Holocaust steht eigentlich noch bevor"-Lage. Mir ist es persönlich gleich [egal, wurscht] inwiefern es israelischen Seelen einfällt zu besänftigen oder anzuheizen. Trotzdem steht die Frage im im Raum warum sogar gebildete Menschen wie Lirun billig gestrickte Hoaxes nicht erkennen können.

Was ist schief gelaufen?

Deutschland, das wir als Vorreiter in der Verarbeitung der Ereignisse um die Shoa für alle westlichen Länder sehen müssen hat bis heute nicht den Zugang zum Vertrauen der jüdischen und israelischen Seelen gefunden und wird ihn nie finden. Dies liegt nicht etwa an den Morden am jüdischen Volk, dem weiterhin grassierenden Antisemitismus oder an fehlender Bereitschaft an der Erinnerung teilzunehmen. Im Grundsatz liegen zwei verschiedene Modelle der mnemotechnischen Identitätsfindung vor, die ihre Schnittmengen nur über den direkten Kontakt vereinigen können. Der Deutsche findet seine Identität nicht aus der örtlich bezogenen Identitätsstiftung [Grabstätten, Jerusalem-Religion], oder aus teiweise über Jahrtausende geübter Techniken die sich in das kollektive Gedächtnis eingebettet haben [Psalm 137-Beispiel: Der Deutsche schunkelt höchstens zu Rivers of Babylon ohne dabei den Gehalt für die jüdische Seele zu entdecken]. Der Deutsche ist in diesem Bereich wie ein Findelkind, das jeden Tag neu von einem geschichtlichen Inhalt gefunden wird. Er reagiert nie kollektiv, sondern intuitiv. Es ist eben nicht aus der kollektiven Erinnerung der Deutschen darstellbar wie Eichmann der Eichmann werden konnte der er wurde. Es daraus ist nicht darstellbar wie jüdische Intellektuelle zum Großteil sich mit Hitler arrangieren wollten. "Ein Narr macht Tausend Narren". Es gibt kein anderes Prinzip.

Arrangieren. Die kollektive Identitätsfindung der Deutschen [die Traditionale mit ihrem Führer-Prinzip, ethnozentrisch zum Abwinken und ein Zirkusspiel mit den territorialen und kulturellen "Stärken" die nicht Deutschland als Basis in sich trägt, sondern ... zB aus der jüdischen kollektiven Identität entwickelte Raum-Zeit-Konzepte. Nehmen wir als einfaches Beispiel die unterschiedlichen und gleichzeitigen Auswirkungen des "Auge um Auge"-Prinzips. Jeder Deutsche lebt täglich in dieser Talionsformel und man möchte den Tag sehen an dem er nicht von einem anderen Deutschen "Schadensersatz" fordert, respektive den Schadensersatz der dem anderen zusteht ablehnt. Und doch bedeutet in der kollektiven Erinnerung der Deutschen, ergänzt mit dem Führerprinzip, dem eigentlichen Kern der Sache, der Spruch gleichzeitig eine Abgrenzung zum jeweilig verfügbar Naheliegendsten. Wenn Luther die Formel auf auf die Juden münzt und einem kompletten Kulturkreis das Töten des Heilandes vorwirft wäre dies alleine bedeutungslos und einfach hirnrissig. Erst seine Bedeutung als Führer -die Evangelischen benutzten in ihrer Diaspora, in ihren Religionskriegen nichts anderes als Luther um sich zu identifizieren, wobei es die heutigen Lutheraner + andere gerade so geschafft haben sich von dem antisemitischen Müll von ihm zu distanzieren, jedoch nur um einem apokalyptischen Führerkult um einen Messias ihrer Vorstellung zu installieren- hob das Talionsprinzip aus seiner jüdischen Wurzel und deklarierte es neu.] findet heute im Wesentlichen im "verfassungspatriotischen" Raum statt. Das Führerprinzip wird täglich neu arrangiert, mal ist es der Bundes-Jogi, mal ein Politiker. Das wichtige für heute ist das "Verfassungspatriotismus" zwar einerseits einen grundsätzlich demokratischen und vergleichsweise humanitären Raum schafft [Wer würde nicht gerne für arme schwarzafrikanische Flüchtlingskinder spenden, es sei denn er sei kein Verfassungspatriot?] in dem auch Vertrauen zu den eigenen Wurzeln der jüdischen Entwicklungen aufgebaut werden kann: Israel und Deutschland sind befreundete Staaten, die jedes Jahr neue Schritte in mehr Zusammenarbeit, Freundschaft und gemeinsame Zukunft gehen. Andererseits kann dadurch das latente Problem der Fremdenfeindlichkeit und Judenfeindlichkeit das bis an die Hälfte der Deutschen heute noch aktiv befällt nicht lösen. Da erst wenige Jahrzehnte seit der shoa vergangen sind kann zwar von einer gewissen Erfolgsgeschichte gesprochen werden, aber "neue" Probleme, wie die bei Lirun diskutierten Probleme junger türkischer und arabischer Immigranten in Deutschland, oder der extrem hohe Infektionsgrad an antisemitischen Stereotypen über Schule und Internet für neue Generationen nicht.

Die geführten internen Debatten über "Schlußstrich" und "Möllemann", die "Holocaust-Ligth?"-Diskussion, oder die lobenswerten Anstrengungen vieler regionaler Verfassungspatrioten dem Horror des Holocausts ein Erinnerungsgesicht zu geben werden den gordischen Knoten der "deutschen Identitätsbildung" nicht zerschlagen und es tut mir Leid zu sagen das ich Angesichts der teilweise jämmerlichen Daten über Antisemitismus, oder Wissen über den Holocaust, oder einfach nur der Tatsache gegenüberstehnd das der Begriff "Jude" unter vielen Deutschen Jugendlichen als besonders deutliches Schimpfwort gilt in der Gänze meiner Existenz keine Lösung finde. Warum ich nicht so geworden bin? Ich hatte Glück und Leute die mich bei der Hand nahmen als die Zeit gekommen war.

Kann Israel mit einem Deutschland leben das die kulturelle Identitätsfindung nich anders gestaltet als 192-? Ich befürchte es muß.

Zurück zur Anfangsfrage: Was ist schief gelaufen?

Nichts. Denn Lirun hatte doch einen Deutschen, der ihn bei der Hand nahm und ihm sagte das die mail ein hoax ist.

1 Kommentar:

Lirun hat gesagt…

hey man - i totally dont understand german.. but i just thought id clarify that i received the email from a non jewish australian friend.. and that to the best of my knowledge the rumour didnt even tickle the israeli media..